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Sonntag, 9. Oktober 2011

Und ein Lied zum Abschied


Ein Abschiedslied an meinem vorläufig letzten Tag!

Mein vorläufig letzter Tag

Für einen Monat nun das letzte Mal in diesem Bus, der mich schon so viele Nerven und Schweiß (im wahrsten Sinne des Wortes) gekostet hat.
An jedem 5. Baum stehen Kanister mit Benzin zum Verkauf bereit. Autoreifen befestigen den Hang. Überholverbot- aber wen interessiert das schon. Bäume, die der Sonne ein wenig Schatten abtrotzen, und Bauarbeiter, die 30 cm neben dem rasenden Verkehr frischen Asphalt fest treten.
Wir passieren die Brücke nach El Zulia.
Unten im Fluss stehen zwei Jungen bauchnabeltief im Wasser und schaufeln Sand vom Flussbett auf einen Lastwagen- ein Knochenjob.

Die Kinder sind gerade bei den Sportplätzen, die in unmittelbarer Nachbarschaft zu dem „ehemaligen Lager“ liegen. Ein paar Familien haben ihre Hütten am äußersten Rand wieder aufgebaut. Die Mädchen laufen mir entgegen: „Lass uns Karolls Familie besuchen.“ Gemeinsam gehen wir auf eine der Hütten zu. Die Mutter, hochschwanger, hat gerade Feuer gemacht , um Reis zu kochen. Sie begrüßt mich ein wenig schüchtern. Ich frage, wann es denn soweit sei - „Januar“- und hoffe gleichzeitig, dass sie das Kind im Krankenhaus zur Welt bringen wird und nicht hier unter der Plastikplane.
Marfi und ihr Bruder wollen uns ihr ehemaliges Haus zeigen. Vorbei an Schlammlöchern und Stacheldraht geht es über das Feld. Die Umrisse sind noch zu erkennen und auch das „Kloloch“ mit einer Holzleiter zum Hinabsteigen.
Aber nun ist Zeit für Unterricht.

„Profe Jana, Profe Jana ist das so richtig?“
„Profesora, schau mal!“
„Profesora, komm schnell!“

Es ist nicht einfach mit 15-25 Kindern zwischen 5 und 15 Jahren zu arbeiten. Die ersten Tage habe ich den Unterricht immer bis in die Abendstunden vorbereitet.
Tiere zum Anmalen mit den englischen Bezeichnungen für die Kleinen und einfache Sätze für die Großen.
Viele kommen aus Familien, die von Paramilitärs, FARC oder Naturkatastrophen von ihrem Land vertrieben wurden (so z.B. Marfis Familie). Andere leben in einem schwierigen sozialen Umfeld. Die Mutter eines Mädchens soll drogenabhängig sein und eine 15-jährige ist seit einer Woche nicht mehr gekommen, weil sie einfach die „falschen“ Freunde hat.
Ich fahre nach Hause.
Die Männer schaufeln immer noch Sand aus dem Fluss, dessen Wasser heute Nachmittag vollkommen braun ist. Die Kinder fehlen mir jetzt schon ein bisschen.

(PS.: Ende Oktober sind Wahlen. Da es in Kolumbien dann leider nicht nur um Überzeugungskraft, sondern vor allem um Geld und Bestechung etc. geht, muss ich nun aus Sichherheitsgründen für einen Monat das Projekt wechseln.) 


die Gruppe nachmittags

die Gruppe morgens